Die Sammlung im Blauen Haus

Es gab keine Wand in den fünf Räumen im Erdgeschoss, den sieben Zimmern im Obergeschoss, den Fluren und dem Treppenhaus, an der Hanna Bekker vom Rath nicht einen Platz für die Kunstwerke ihrer Sammlung fand. So wie sich die Kollektion durch An- und manchmal auch Verkäufe sowie durch Ausleihen zu wichtigen Ausstellungen einem ständigen Wandel unterlag, änderte sich auch die Platzierung der einzelnen Werke. Es gibt nur wenige Dokumente der Hängungen, systematisch wurden alle Räume nur 1983, im Todesjahr der Sammlerin fotografiert.

So wie das Blaue Haus von außen seine charakteristische Farbgebung vorwies, waren auch die Räume farbig gestaltet und einige wurden nach ihrer Hauptfarbe benannt. Jeder Raum beherbergte Bilder und Objekte der Sammlung Hanna Bekker vom Rath.

Ein durch und durch gewachsenes Haus, in dem Spuren der zwanziger Jahre und des Nachkriegs auf genialische Weise konserviert sind. Jegliche Renovierung würde den Charakter verderben. Die Zimmer sind in den alten Kalkfarben getüncht, die heute schon nicht mehr zu haben sind, seladongrün, indischrot, zitronengelb. Diese farbigen Fonds sorgen unauffällig dafür, daß die mit Bildern geradezu gepflasterten Wände dennoch nicht überladen wirken.

Dieter Hoffmann: Nachfeier am Vorabend. 30 Jahre Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, in: Frankfurter Neue Presse, Feuilleton 13.5.1977